<-- Zurück!

Artikel über die Ausstellung "Kinderarbeit - ist das fair ?" in der Zeitung

18.07.2005, Der Westallgäuer

Auf den Knien im Stollen schuften


"Kinderarbeit - ist das fair?": Ausstellung des Vereins "Akapacha" im Lindenberger "Löwen"-Foyer

Lindenberg
von Erika Nerb

Kleine Hände sind gut und flink beim Teppichknüpfen. Sie arbeiten, bis sie blutig werden, jedoch darf der Teppich nicht "verschmutzt" werden, sonst werden sie vom Aufseher bestraft. Eindrucksvoll und ihrer Sache bewusst führten Kinder der 4. Klasse der Grundschule in Lindenberg ein Theaterstück über diese Art von Kinderarbeit auf. Einstudiert hat es der Religionslehrer Gunter Wirth zu der Eröffnungsfeier der Ausstellung "Kinderarbeit - ist das fair.".

Der Eine-Welt-Verein "Akapacha" weist zusammen mit dem Weltladen Lindenberg auf die globale Situation bei der einwöchigen Ausstellung im Löwenfoyer hin.Ob die 13-jährige Razia in Pakistan Fußbälle näht, Kiko in Brasilien Orangen erntet, der zwölfjährige Luis in Bolivien seit zwei Jahren im Kohlebergbau in einem dunklen Stollen von einem Meter Durchmesser mit der Taschenlampe im Mund arbeitet, weil sein Vater gestorben ist: Diese Kinder stehen für alle 250 Millionen die ein ähnliches Schicksal teilen. Sklavenarbeit, schwere Arbeit, gefährliche Arbeit, ausbeuterische Arbeit. Sie werden ausgebeutet, können nicht anklagen. Wie Kinder damals aus Europa. Eine eindrucksvolle Wand in der Ausstellung zeigt Kinder vor ungefähr 100 Jahren bei uns in Europa, wie sie damals schufteten. Gleich daneben Kinder in Asien oder Südamerika, wie sie heute die gleiche Arbeit verrichten.

Irene Frisch, die Vorsitzende des Vereins, wies bei ihrer Eröffnungsrede darauf hin, dass man aus der Geschichte nicht gelernt habe, sich alles wiederhole. Die Kinder von heute erlitten die gleiche Not und die gleiche Trauer auf wie Kinder damals. Die Armut sei ein Teufelskreis, aus dem es nur schwer herauszukommen ist. Kinderarbeit verhindere Schulbildung und somit den Weg in ein selbständiges Leben. "Lesen, rechnen und schreiben zu können bedeutet Unabhängigkeit von anderen", so Frisch. Die Organistation "Pesisir", die sich unter anderem für die Straßenkinder in Südost-Sulawesi (Indonesien) einsetzt, bietet Alternativen. Erika Nerb als Mitinitiatorin von "Pesisir" erzählte von der Situation vor Ort und wie sie seit fast zehn Jahren den Kindern helfen. Diesen Kindern ist der Erlös der Ausstellung gewidmet.

Bei der Ausstellung selbst können die Erwachsenen wie auch die Kinder sich aktiv betätigen. An verschiedenen Stationen können die Besucher Einblick gewinnen in den Alltag der arbeitenden Kinder indem sie Tüten kleben, Schuhe putzen, Teppiche knüpfen oder durch den engen Bergwerksstollen kriechen. Ein Schicksalsrad, das nach Betätigung auf ein Land hinweist, legt fest, ob jemand als glückliches Kind in einem reichen Industrieland wie Deutschland aufwachsen darf, oder eher als armes Kind in Asien oder Afrika schuftet.
© Copyright Pesisir.Org 2003
ALL RIGHTS RESERVED
VS Web Design